Motivationshilfe
von Antonia Eichenauer
Fast 30 Prozent der deutschen Wahlberechtigten waren bei der letzten Bundestagswahl nicht wählen. Wissenschaftler wie Prof. Dr. Michael Kaeding warnen in Anbetracht dessen in erster Linie vor einer ungleichen Wahlbeteiligung zwischen den verschiedenen Milieus, wodurch es auch zu einer politischen Ungleichheit kommt.
Lokalredakteure kennen ihre Region besonders gut. Sie wissen, in welchen Gegenden die Wahlbeteiligung besonders hoch ist und wo es vielleicht noch Nachholbedarf gibt. Und genau um die Gegenden, in denen die Wahlbeteiligung gut gesteigert werden könnte, geht es.
Idee
Die Zeitung wagt ein Experiment. Redakteure begeben sich mit Experten in Viertel der Stadt oder Dörfer aus dem Verbreitungsgebiet, in denen die Wahlbeteiligung bei der letzten Wahl deutlich unter dem Durchschnitt lag. Dort gehen sie auf Nichtwähler-Fang. Die Experten sollen in einer bestimmten Zeit mit potenziellen Nichtwählern debattieren. Wahl oder Nichtwahl – das ist hier die Frage.
Umsetzung
Redakteure recherchieren zunächst, in welchen Gegenden die Wahlbeteiligung bei der vorigen Bundestagswahl unter dem Durchschnitt lag. Dort machen sie sich mit den Gegebenheiten vertraut, um so herauszufinden, zu welcher Zeit und an welchem Ort besonders viele der Anwohner angetroffen werden können. Das könnte zum Beispiel der Supermarkt an einem Freitagnachmittag sein oder eine Kneipe.
Dann müssen Experten gefunden werden. Forscher, Dozenten oder Pädagogen mit politikwissenschaftlichem Schwerpunkt bieten sich an. Aber vielleicht gibt es in der Region ja auch Ehrenamtler, die schon seit Jahren versuchen, Menschen von der Wahl zu überzeugen. Eine andere Möglichkeit wäre es auch, einen überzeugten Wähler mitzunehmen. Die Runde darf gerne bunt gemischt sein.
In einem nächsten Schritt nehmen sie die Experten mit vor Ort und sprechen Menschen an. Diejenigen, die von sich behaupten, dass sie Nichtwähler sind, werden gebeten, als Proband in ein provisorisch gestaltetes Wahllokal zu kommen. Dort müssen die Experten ihr bestes geben, um die Probanden mit Argumenten, Emotionen und historischen Geschichten vom Wahlgang zu überzeugen. Genauso versuchen aber auch die Nichtwähler ihren Standpunkt zu verteidigen. Die Zeitung dokumentiert, wer am Ende als Gewinner aus dem Debattierduell hervorgeht.
Dreh
Die Zeitung hat mit diesem Experiment die Möglichkeit, Argumente für und gegen den Wahlgang zu sammeln. Darüber hinaus lernen die Redakteure ihr Verbreitungsgebiet und die Sorgen, Anliegen und Interessen der Bürger noch besser kennen. Was bewegt die Menschen? Was sollte die Zeitung abbilden, damit die Zeitung selbst und die Politik im Land interessant für die Menschen ist und ihre Lebenswirklichkeit abbildet?
Veröffentlichungsweisen
Blatt
Zunächst bietet sich ein Bericht über die Aktion an. In einer Art Liste können die besten Argumente gesammelt werden. Die Experten können im Anschluss an das Experiment nach ihren Erwartungen, ihrem Vorgehen und ihren Erfahrungen gefragt werden. Ebenso können Interviews mit den Probanden im Anschluss geführt werden.
Nach der Wahl gibt es einen Überblick darüber, wie die Wahlbeteiligung des Ortes war. In einem weiteren Ortsbesuch wird mit den Anwohnern zusammen die Wahl ausgewertet.
Online
Eine multimediale Reportage entsteht für den Internetauftritt der Zeitung. In Bild, Video und Ton wird die Stimmung vor Ort eingefangen. Anwohner, ob Wähler oder Nichtwähler, kommen zu Wort. Die Artikel, die in der Zeitung erschienen sind, können hier ausgeweitet werden, zum Beispiel durch O-Töne. Wer es richtig groß aufziehen möchte, richtet einen Blog oder eine Subdomain zu diesem Zweck ein, wo sich Leser durch die verschiedenen Artikel klicken können.
Social Media
Ein Social Media-Reporter begleitet die Aktion. Kurze Statements der Probanden und Experten werden via Snapchat oder FacebookLive verbreitet. Auch auf Twitter werden die Follower auf dem Laufenden gehalten. Der wievielte Proband hat sich gerade bereit erklärt? Wie viele Nichtwähler wurden schon von einer Wahl überzeugt? Wie oft sind die Experten an den Argumenten der Nichtwähler gescheitert? Auch Instagram kann dafür miteinbezogen werden, um zum Beispiel eine Bilderstrecke zu produzieren, die den Ort, seine Menschen und Besonderheiten zeigt.
Stolperfallen
- Um zu vermeiden, dass bei dem Ortsbesuch mit den Experten keine Nichtwähler bereit sind, an dem Experiment teilzunehmen, können schon beim ersten Ortsbesuch Freiwillige gesucht werden.
- Damit Leser auch wirklich alles finden, was zu dieser Aktion veröffentlicht wird, sollte es eine Art Dossier geben.
- Nehmen Sie es nicht zu ernst!
Teaserbild (c) Fotolia - Coloures-pic
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