Making-Of

Sachlich und persönlich

von

Neue Presse (Hannover)

Dieses Making-of ist zum ersten Mal in der drehscheibe 14-2008 erschienen.

Die Serie der Neuen Presse (Hannover) zur Landtagswahl in Niedersachsen setzt auf drei Säulen: Personalisierung, Sachthemen und Berichte über den Wahlkampf selbst. Ein besonderer Dreh ist dabei, dass alle zwölf Wahlkreise einzeln vorgestellt werden und in kurzen Reportagen die Stimmung in den Wahlbezirken eingefangen wird. Sven Holle, Ressortleiter Region Hannover, und Heiko Randermann, damals noch zuständig für die Landespolitik im Niedersachsen-Ressort, erläutern das Konzept in fünf Schritten:

Wahlberichterstattung in 5 Schritten

1. Schritt – Die Ideenfindung.

Bereits Mitte Oktober 2007 geht die erste Rundmail mit einem Konzeptentwurf zur Landtagswahl im Januar 2008 durch die Redaktionen. Daraufhin steuern Kollegen Anregungen und Themenvorschläge bei. An dem Brainstorming sind Chefredaktion, Niedersachsen-Ressort und Hannover-Ressort beteiligt. Schnell steht fest: Auf lokaler Ebene soll ein Schwerpunkt gesetzt werden. Das von vielen Politikern benutzte Schlagwort „Graswurzelwahlkampf“ wird zum Vorbild. Hannover und Umland haben zwölf Wahlkreise – jeder soll einzeln und ausführlich, aber möglichst lesernah vorgestellt werden. Ein weiterer Schwerpunkt der Wahlserie liegt auf den Porträts der Kandidaten. Diese sollen als Personen in den Vordergrund gerückt werden. Darüber hinaus darf die inhaltliche Auseinandersetzung mit den Sachthemen nicht fehlen. Und auch die Frage, wie Wahlen inszeniert werden, soll Berücksichtigung finden.

2. Schritt – Die Konkretisierung.

Bei der Vorstellung der Wahlkreise ist die entscheidende Frage: Wie lässt sich das „lesernah“ realisieren? Am Ende steht die Idee: Wir rücken den Bürger/Wähler in den Fokus der Berichterstattung. Zentrales Stück jedes Serienteils soll ein sublokales Feature aus dem Wahlkreis werden. Die Kandidaten der Parteien sollen nur per Steckbrief vorgestellt werden. Ihre Chancen analysiert ein Redakteur in einem Beistück unter Berücksichtigung von vorigen Ergebnissen und aktuellen politischen Stimmungen. Auch hier wollen wir Position beziehen. Eine Ergebnis-Prognose soll die Analyse abschließen und ein Info-Kasten mit Statistik das Angebot abrunden. Das Niedersachsen-Ressort will die Spitzenkandidaten der großen Parteien einen ganzen Tag während des Wahlkampfes begleiten. Ein „Wahl-ABC“ soll Erklärstücke zu den Wahlen bringen. Außerdem will die Redaktion Schlaglichter auf vier ausgewählte Sachthemen werfen, die für die Niedersachsen-Wahl von großer Bedeutung sind. So soll es etwa um die Kinderbetreuung gehen. Ein Feature stellt die Arbeit einer Tagesmutter dar und im Kasten darunter erklären die Parteien, wie sie das Thema Kinderbetreuung angehen wollen. Geplant ist zudem, den Lesern die Möglichkeit zu geben, den Spitzenkandidaten Christian Wulff (CDU) und Wolfgang Jüttner (SPD) Fragen stellen zu können, die dann im Blatt beantwortet werden. Am Wahltag selbst (27. Januar) sollen zwei Redakteure die Frauen der Spitzenkandidaten begleiten.

3. Schritt – Die Aufgabenverteilung.

Bei der Wahlkreis-Serie werden die zwölf Wahlkreise unter fünf Kommunalpolitik-Redakteuren aufgeteilt. Als Erstes müssen alle Kandidaten kontaktiert, Steckbriefe und aktuelle Porträt-Fotos angefordert werden. Die Redakteure sollen den Rücklauf überwachen. Wahlleiter und Statistikämter werden um die notwendigen Daten gebeten. Auf der landespolitischen Ebene werden die Spitzenkandidaten bereits ein halbes Jahr vor Serienstart angefragt. Jüttner und Wulff erklären sich bereit, die Redaktion zu besuchen und die Leserfragen zu beantworten. Auch die Tage, an denen ein Redakteur die Spitzenkandidaten begleitet, werden frühzeitig abgestimmt. Eine Volontärin erhält den Auftrag, Stimmungen an den Wahlständen einzufangen.

4. Schritt – Die Gestaltung.

Mit dem Layout werden die einzelnen notwendigen Elemente der Wahlkreis-Serie abgestimmt, wie das zentrale Seitenfoto zum Feature, die Ergebnisgrafik zur Analyse, eine variable Form der Steckbriefe und die Größe der Serienmarke. Ergebnis: Eine Netto-Seite ist nicht unbedingt notwendig, kleiner als eine dreiviertel Seite sollte die Serie aber auch nicht werden. Das wird mit der Seitenspiegel-Planung abgestimmt. Alle Folgen der Wahlserie erhalten ein Serienlogo, in dem vermerkt ist, wie viele Tage es noch bis zur Wahl sind. Die Tagesabläufe der beiden Spitzenkandidaten von CDU und SPD erscheinen ganzseitig auf zwei gegenüberliegenden Seiten. Auch den Antworten auf die Leserfragen wird jeweils eine ganze Seite Platz eingeräumt.

5. Schritt – Der Ablauf.

Den Auftakt bildet Mitte Dezember eine Geschichte über die Stadt Damme, deren Oberhäupter versucht hatten, den Wahltermin zu verschieben, da der Wahltag mit dem örtlichen Karneval kollidierte. Zwischen Weihnachten und Neujahr widmet sich die Serie den vier Schwerpunktthemen bei den Sachfragen. Zudem wird zwei Wochen lang jeden Tag eine Telefonsprechstunde eingeführt, bei der die Leser ihre Fragen an die Spitzenkandidaten stellen können. Ein Redakteur betreut die Sprechstunde und wählt die interessantesten Leserfragen für die Gespräche mit Wulff und Jüttner aus. Die Serie über die Wahlkreise erscheint täglich ab dem 11. Januar. So bleiben am Ende zwei Erscheinungstage Abstand zum Wahlsonntag. Zum einen, um Sicherheits-Spielraum zu erhalten, falls an einem Tag aufgrund von Anzeigenbelegung oder besonderen Ereignissen ein Serienteil nicht erscheinen kann. Zum anderen, weil direkt vor der Wahl die Standard-Sonderseite etwa mit Wahlzettelerklärung vorgesehen ist. Das Vor-Ort-Feature wird zeitnah vor dem oder sogar erst am Erscheinungstag gemacht.

Teaserbild und Bild im Text (c) Fotolia- Style Photography

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