Schattendamen
von drehscheibe-Redaktion
Zuerst erschienen in der drehscheibe 01/2008.
Kommunalwahlen Bayern 2008
Idee
Im Frühling 2007 hatte der Lokalredakteur Tim Birkner für die Neue Presse (Coburg) alle 17 Bürgermeister im Landkreis zum bevorstehenden Wahlkampf befragt. „Lokalpolitik ist leider immer noch eine Männerdomäne“, sagt Birkner. „Diese Interviews mit den Amtsträgern sprechen bestimmte Zielgruppen, vor allem Jugendliche und Frauen, nicht an.“ So kam er auf die Idee, die Leiterinnen und Leiter der Bürgermeisterbüros und die Büroleiterin des Landrats über ihre Arbeit und Vorgesetzten zu befragen. Diese Interview-Serie sollte unterhaltsam, aber auch politisch sein.
Umsetzung
Noch vor der heißen Wahlkampfphase erschien zwischen September und Oktober täglich ein Interview. Nur eine persönliche Mitarbeiterin eines Bürgermeisters wollte nicht mitmachen. „Am aufwendigsten war die Konzeption des Fragenkatalogs mit sieben immer gleich lautenden Fragen“, erzählt der Redakteur. Die Frage nach der morgendlichen Laune des Chefs als Einstieg sollte das Eis brechen. Als nächstes fragte Birkner nach Spuren von Nervosität vor dem Wahlkampf und nach Gründen, warum es in Coburg so wenige Lokalpolitikerinnen gebe. Mit den Fragen nach den besten Ausreden und besonderen Erlebnissen wollte er den Vorzimmerdamen und einem Vorzimmerherrn die Gelegenheit geben, über ihren Arbeitsalltag zu erzählen. In einem Einführungstext stellte der Redakteur die Interviewten kurz vor. Pro Ortstermin rechnete Birkner eine Stunde ein.
Zur Bundestagswahl 2017
„Man muss nicht mehr in die Vorzimmer der Politiker schauen, um Frauen zu finden“ sagt Volker Friedrich, Mitglied der Redaktionsleitung der Neuen Presse. „Mit der Bundeskanzlerin haben wir eine Frau an der Spitze der Regierung und auch in der Lokalpolitik sind viele Frauen Amtsträgerinnen. Zur Wahl 2017 laden wir die Parteien ein, ihre Vorstellungen für unsere Region kreativ in einem Modell darzustellen. Mehr wird nicht verraten.“
drehscheibe-Tipp
Eine positive Entwicklung findet die Redaktion der drehscheibe. Dennoch könnte sich nach wie vor ein Blick in die Vorzimmer lohnen, um interessante Fakten über die Arbeit im politischen Betrieb herauszufinden. Andersherum gedreht können Redaktionen recherchieren, wie hoch die Frauenquote in der Politik vor Ort tatsächlich ist. Der Anteil von Frauen unter den Mitgliedern einer Partei, unter den Bewerbern für einen Platz im Bundestag und unter den Abgeordneten aus dem Wahlkreis werden dabei ermittelt.
Volker Friedrich
Zeitung: Neue Presse (Coburg)
Tel.: 09561 – 85 02 34
Mail: volker.friedrich@np-coburg.de
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