Strg F - Recherche für Pros
von Antonia Eichenauer
Der Vorteil des Digitalen ist die Maschinenlesbarkeit. So ist es möglich, dass digitale Daten nach Schlagworten durchsucht werden können. Doch wie findet man in dem Berg von Daten das, was man wirklich sucht?
Interview mit Boris Kartheuser
Kann man im Netz alles finden?
Man kann definitiv nicht alles im Netz finden. Das Internet ist ein zusätzliches Hilfsmittel, wie viele andere auch. Es wird uns Journalisten auch in Zukunft nicht erspart bleiben in Papierakten zu wühlen, mit Menschen zu sprechen und hinter die Kulissen zu blicken. Ausschließlich im Internet zu recherchieren, führt selten zum Ziel.
Was lässt sich denn im Netz gut recherchieren?
Je jünger die Menschen sind, desto mehr findet man erfahrungsgemäß auch über sie. Was mittlerweile ebenfalls sehr gut funktioniert, ist das Verknüpfen von Informationen zu einzelnen Menschen. Ich kann auch hervorragend mit digitalen Datenbanken arbeiten und diese maschinell durchsuchen, was ich in Handarbeit niemals tun könnte. Das hilft gerade bei großen Massen von Daten, wie es bei Leaks der Fall ist.
Gibt es etwas, worauf man bei der Recherche im Netz besonders achten sollte?
Jede Suchmaschine hat ihren eigenen Index. Das heißt, dass Bing vielleicht Seiten kennt, die Google oder eine Metasuchmaschine wie Dogpile nicht findet. Deswegen ist es nötig, dass ich unterschiedliche Suchmaschinen nutze. Wichtig ist eine Kombinationen aus regulären Suchmaschinen, semantischen Suchmaschinen und Metasuchmaschinen.
Kann man bei der intensiven Recherche im Netz Probleme mit dem Datenschutz bekommen?
In den meisten Fällen sehe ich bei der Recherche kein Risiko. Es handelt sich schließlich fast immer um Daten, die jemand freiwillig ins Netz gestellt hat. Und die darf ich durchsuchen, solange ich keine Passwörter umgehe. Wer seine Informationen bei Facebook und Co. öffentlich preisgibt, muss damit rechnen, dass ein anderer Mensch sie auch finden kann. Anders kann es dann natürlich bei einer anschließenden Veröffentlichung der gewonnenen Informationen aussehen.
Infokasten
Operatoren
- Quellen durchsuchen
- site:Domain
- Beispiel: site:spiegel.de
- Große Zahl an Quellen möglich
- Achtung: Keine Leerzeichen
- Suche nach Dokumententyp
- filetype:DATEITYP
- Beispiel: filetype:pdf
- Geht auch mit Text-, Word-, Excel- oder Powerpoint-Dateien
- Suche nach mindesten einem von zwei Kriterien
- SUCHBEGRIFF OR SUCHBEGRIFF
- Beispiel: site:spd.de OR site:cdu.de
- Ausschluss eines Begriffes
- -SUCHBEGRIFF
- Zeitraum eingrenzen
- Suchoptionen
- Suche nach Überschriften mit dem Suchbegriff
- intitle:SUCHBEGRIFF
- Suche nach URLS mit dem Suchbegriff
- inurl:SUCHBEGRIFF
- Suche nach ähnlichen Webseiten wie einer Bekannten
- related:Domain
- Operatoren können kombiniert werden
- site:spiegel.de –spiegel.de/sport
Weitere Suchmaschinen
Was sind semantische Suchmaschinen?
Semantische Suchmaschinen wie zum Beispiel Wolfram Alpha sind vermutlich die Zukunft von Suchmaschinen. Semantik bedeutet, dass Zeichen mit einer Bedeutung belegt werden. Bei Google gebe ich eine Buchstabenkombination ein und Google sucht diese Buchstabenkombination auf allen bekannten Seiten. Eine semantische Suchmaschine versucht sozusagen zu begreifen, was die Bedeutung hinter meiner Suchanfrage ist, welcher Zusammengang zwischen den Suchbegriffen besteht. So eine Suchmaschine kann auch komplexe Sachverhalte erfassen und darstellen. Dadurch kann ich bei fortgeschrittenen semantischen Suchmaschinen ganz andere Suchen betreiben.
Haben Sie ein Beispiel für eine solche Suchanfrage?
Ich kann zum Beispiel herausfinden, wie das Wetter zu einem bestimmten Datum an einem bestimmten Ort gewesen ist. Das ist hilfreich, wenn ich eine Verifikationsrecherche zu einem Foto mache. Nehmen wir an, das Bild soll am 3. November 2011 in Tokio geschossen worden sein. Nun kann ich bei Wolfram Alpha eingeben: „Weather Tokyo 3th of November 2011“. Die Suchmaschine weiß, was ich von ihr will und zeigt mir, welches Wetter an diesem Tag an diesem Ort vorgeherrscht hat. Ich kann dann das Wetter auf dem Foto mit diesen Daten vergleichen und so leichter feststellen, ob es echt ist.
Und was ist eine Metasuchmaschine?
Eine Metasuchmaschine wie Dogpile fasst die Suchergebnisse mehrerer anderer Suchmaschinen zusammen.
Boris Kartheuser
Er ist als freier Journalist tätig und recherchiert im Auftrag überregionaler Zeitungen und öffentlich-rechtlicher Fernsehsender. Am Journalistik Lehrstuhl der TU Dortmund und an der Henri-Nannen-Journalistenschule lehrt er investigative Recherche. Von Redaktionen wird er zu Workshops zum Thema Recherche im Netz eingeladen. Er ist Mitglied bei Netzwerk Recherche und Reporter ohne Grenzen.
Mail: b.kartheuser@borka-medien.de
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Informanten
Verschlüsselt kommunizieren in vier Schritten
1. Verschlüsselungssoftware installieren
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Boris Kartheuser erklärt es im diesem VIdeo Schritt für Schritt.
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