Best Practice

Untergangsstimmung in Szene gesetzt

von

Titelseite Version 1
Version 1 der Titelseite

Idee

„Wie eigentlich alle deutschen Zeitungen standen wir vor dem Problem, dass wir mittwochs morgens erscheinen mussten, ohne das Ergebnis der Wahl zu kennen“, erzählt Ulli Tückmantel, Chefredakteur der Westdeutschen Zeitung (Wuppertal). Durch die Zeitverschiebung standen die Ergebnisse der Wahl des US-Präsidenten erst früh morgens fest. Die Redaktion hat sich dazu entschlossen, sich nicht vor dem Problem zu drücken, sondern zwei Titelseiten für beide potenziellen Ausgänge zu drucken und dabei die Stimmung einzubeziehen.

Titelseite Version 2
Version 2 der Titelseite

Umsetzung

Für den Fall, dass Hillary Clinton die Wahl gewinnen würde, wählte die Redaktion ein Bild der Kandidatin mit dem Ausruf „Es ist ein Mädchen!“. Der Ausruf stamme von der taz, als Angela Merkel erste Bundeskanzlerin Deutschlands geworden sei, erzählt Tückmantel. Für den Fall, dass Trump gewinnt, wurde die Seite schwarz gelassen, mit dem kleinen Text „Gute Nacht und viel Glück!“. Diese Idee sei angelehnt an einen Aufmacher zum Wahlsieg von Bush einer amerikanischen Zeitung. Der Spruch "Good night and good luck" mit dem der Journalist Edward R. Murrow seine Nachrichtensendung regelmäßig beendete, stand dafür Pate. „Der Leser weiß ja, dass zum Druckzeitpunkt das Ergebnis noch nicht feststand, aber wir wollten ihm etwas geben, mit dem er etwas anfangen kann, und das in den Tag hineinreicht“, sagt Tückmantel.

Die Redaktion empfiehlt:
Screenshot Steller
Externer Link

Steller zur Titelseite

Ulli Tückmantel hat die Aktion und weitere Titelbilder aus deutschen Zeitungen (unter anderem ist die Märkische Allgemeine Zeitung und die Allgemeine Zeitung (Mainz) dabei) mit dem Storytelling-Tool Steller aufbereitet.

Reaktionen

Die Titelseiten hätten enorme Reaktionen ausgerufen. Er selbst habe über 70 E-Mails beantwortet, erzählt der Chefredakteur. Im Jahr 2016 habe es noch keine Titelseite gegeben, die mehr Leserfeedback erzeugt habe. Tückmantel fand, die Leserschaft sei sehr gespalten gewesen. Etwa die Hälfte habe das Konzept sehr positiv aufgenommen und sich für den Lacher bedankt. Die andere Hälfte kritisierte die Zeitung für die bewertende Darstellung.

Die Zeitung habe so herausgefunden, dass ein Großteil der Leser saubere Nachrichten auf der Titelseite bevorzuge und eine Meinungsäußerung in dieser Form nicht bei allen gut ankomme. Für einige sei es auch zu kompliziert gewesen, da das zweite Titelblatt die Rückseite des ersten Zeitungsbuches gewesen sei. Insgesamt sei es sehr lehrreich gewesen, erzählt Tückmantel.

Das Doppeltitelbild erschien bei der Westdeutschen Zeitung, dem Solinger Tageblatt und dem Remscheider General-Anzeiger

Ulli Tückmantel

Ulli Tückmantel

Zeitung: Westdeutsche Zeitung
Tel: 0211 – 8382 2373
Mail: ulli.tueckmantel@wz.de

Veröffentlicht am

Zurück

Kommentare

Einen Kommentar schreiben

Kommentieren

Bei den mit Sternchen (*) markierten Feldern handelt es sich um Pflichtfelder.