Wahlen im Olivenhain
von drehscheibe-Redaktion
Zuerst veröffentlicht in der drehscheibe 04/2014.
Europawahl 2014
Idee
Von Jaén nach Straßburg sind es 1.919 Kilometer, nach Brüssel 1.903, der nächste Olivenhain aber liegt gerade einmal ein paar Hundert Meter von der Redaktion des Diario Jaén entfernt. Und da die Agrarpolitik hauptsächlich von europäischen Richtlinien, Gesetzen und Verhandlungen bestimmt wird, ist Europapolitik in der andalusischen Provinzhauptstadt streng genommen Lokalpolitik. So zumindest dachte Manuela Rosa, Leiterin des Lokalressorts des renommierten Diario Jaén. Das Blatt ist mit einer Auflage von 10.000 Exemplaren und 40 Mitarbeitern die wichtigste Zeitung der Region. „Als Hauptstadt einer Agrarregion steht für Jaén in Europa sehr viel auf dem Spiel“, sagt die Redakteurin. Fast täglich finden sich Artikel über die Auswirkungen der gemeinsamen Agrarpolitik auf Oliven, und Milchbauern im Blatt; auch die Europawahlen nehmen breiten Raum ein.
Umsetzung
Dem Leser sollte vermittelt werden, welche Rolle die EU für die 100.000-Einwohner-Stadt im Südosten Spaniens spielt. Dafür hatte Rosa einige Wochen bis zum Wahltag am 25. Mai 2014 eine wöchentliche Doppelseite zur Verfügung. Auf ihr wurde gezeigt, wohin die EU-Gelder in Jaén fließen, etwa im Bereich Bildung und Erziehung. Welche Schulen wurden dank europäischer Fonds renoviert? Welche akademischen Austauschprogramme gibt es?
Die Ergebnisse der Europawahl wurden – wie bereits in den Jahren 2009 und 2004 – Aufmacher im Lokalteil, sobald die Daten aus der Stadt vorlagen. Dabei ging es Rosa auch darum, ein „lokales europäisches Bewusstsein“ zu stärken. „Da betreiben wir so eine Art Gruppentherapie.“
Rosa ist überzeugt, dass etwa die tiefgründigen Berichte über die finanziellen Mittel, welche die EU der Region zur Verfügung stellt, den Bewohnern Jáens deutlich gemacht habe, wie wichtig die Europäischen Parlamentswahlen auch für die Region und ihre Olivenhaine sind – trotz der großen Entfernung.
Der Traffic auf der Webseite habe gezeigt, dass Artikel in denen es um die politischen Parteien und deren Programme geht, weniger nachgefragt wurden, während Berichte, welche die Bedeutung Europas auf die lokale Ebene in Jáen herunterbrechen, sehr beliebt gewesen seien.
Zukunft
Die Berichterstattung sei der Relevanz, welche die Leser den Wahlen beimessen entsprechend angemessen, erzählt die Redakteurin. Für die Zukunft wolle sie an dem bisherigen Konzept festhalten. „Aus einer journalistischen Perspektive heraus, glaube ich, dass wir sehr gut fokussiert sind“, sagt sie. Die Zeitung habe den Lesern die Wichtigkeit der Europawahlen vermittelt. Im direkten Vergleich interessierten sich die Leser der Zeitung allerdings deutlich mehr für die Rathauswahlen, als für die entfernt gelegenen Wahlen in Brüssel.
Manuela Rosa
Zeitung: Diario Jáen
Mail: mrosa@diariojaen.es
Mehr zur Berichterstattung des Diario Jáen und weiteren spanischen Lokalzeitungen zur Europawahl 2014 im Originaltext von Julia Macher
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