Wahlentscheidungshilfe
von drehscheibe-Redaktion
Bundestagswahl 2013
Idee
Wähler entscheiden sich häufig für eine Partei, von der sie annehmen, dass sie ihre eigene Überzeugung widerspiegelt. Aber tut sie das wirklich? „Mit einem Wahl-O-Mat einen Überblick über Parteiprogramme zu bekommen, ist das eine – das andere ist, was Politiker abseits der offiziellen Festlegungen tatsächlich zu den aktuellen Themen denken. Deshalb haben wir Politiker in großer Zahl gefragt, was sie wirklich denken, um ein halbwegs realistisches Stimmungsbild aus jeder Partei zu bekommen“, sagt Stefan Plöchinger, verantwortlicher Redakteur der Süddeutschen Zeitung.
Umsetzung
Wofür stehen die verschiedenen Parteien wirklich? Die Redaktion stellte einen Fragebogen mit rund 30 Thesen zusammen. Die Redakteure wollten nicht nur etwas über parteipolitische, sondern auch über persönliche Haltungen wissen: So stellten sie etwa die Fragen, ob man einer steuerlichen Gleichstellung von gleichgeschlechtlichen Paaren zustimme, ob der Bundeswehr ein Einsatz in Afghanistan zuzumuten sei oder ob sie die Einstellung vertreten, dass es religiösen Menschen leichter falle, ein moralisch gutes Leben zu führen.
Zunächst wandten sich die Redakteure an die Pressestellen von CDU, CSU, SPD, FDP, Grüne, Linke und Piraten und baten darum, die Fragebögen an ihre Abgeordneten weiterzuleiten. Die Resonanz war allerdings so mäßig, dass man das Experiment zunächst als gescheitert ansah. Einen Monat später entschied man sich dafür, die gewählten Volksvertreter direkt anzusprechen: In einer Großaktion beschaffte man sich die Mailadressen der Parlamentarier und schrieb 2.400 Abgeordnete direkt an. Mit rund 600 Abgeordneten aller Parteien haben nahezu 25 Prozent der Befragten geantwortet – ein Erfolg. Auch auf heikle Fragen, etwa, ob man auch schon mal bei Rot über die Ampel gehen würde, wenn nichts passieren könne, haben sie geantwortet. Um die Bereitschaft zum Antworten zu erhöhen, wurde den Teilnehmern eine anonyme Auswertung versprochen.
Probleme
Den Redakteuren war von vornherein klar, dass nur ein Bruchteil der Angesprochenen antworten würde. Zudem war gerade Sommerpause im Parlament, sodass viele Abgeordnete ihre Mails nicht regelmäßig gelesen haben. Die Posteingänge liefen über, weshalb manch eine Anfrage ihr Ziel gar nicht erst erreichte. Schließlich gaben die Redakteure den Parlamentariern etwas länger als geplant Zeit zum Antworten.
Zur Bundestagswahl 2017
„Wir halten dieses Vorgehen nach wie vor für spannend, wenn man erfahren will, ob man den Volksvertretern einer Partei tatsächlich nahe steht“, sagt Stefan Plöchinger. „Für die Bundestagswahl 2017 arbeiten wir nun an neuen Formaten, aber auch dieses steht wieder hoch im Kurs.“
Hier geht es zum Wahlthesentest.
Stefan Plöchinger
Zeitung: Süddeutsche Zeitung
Tel.: 089 – 218 30
Mail: stefan.ploechinger@sueddeutsche.de
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